Am Samstag, dem 21. September 2019, wurden in Wien die Schwerter gekreuzt, um den österreichischen Meister 2019 für Schwert & Buckler zu ermitteln! Klein aber fein präsentierte sich das Turnier für eine Waffenkombination, die selbst unter historischen Fechtern nicht alltäglich ist. Die ÖM wurde in Zusammenarbeit mit dem Verein Fior della Spada organisiert. Hier die Ergebnisse und Bilder!

Fotos von fretless für Fior della Spada

In einem etwas anderem Gewand als üblich präsentierte sich die ÖM dieses Jahr für die Disziplin Schwert & Buckler. Keine Turnhalle, sondern ein unter Denkmalschutz stehendes Fabriksgebäude diente als Austragungsort – und nicht irgendeines, sondern eine ehemalige Sargfabrik – das F23 in Liesing/ Wien. Seit nunmehr drei Jahren veranstaltet der Verein Fior della Spada hier das „Torneo di Bara“ (wörtlich: Das Sargturnier).

Die ÖM wurde nach den Regeln der Bologneser Tradition ausgetragen, welche das ÖFHF-Regelwerk seit etwa einem Jahr ergänzen. Die Fechter traten in Gefechten mit gewichteten Trefferzonen gegeneinander an und wurden nach den Vorrunden nach dem sogenannten CUT gereiht (gesetzte durch erhaltene Treffer). „Das Regelsystem basiert auf allen Angaben in unseren Quellentexten zu freundschaftlichen Kämpfen mit stumpfen Schwertern, die uns bekannt sind. Das heißt zusammengefasst: Der Kampf soll durch die gewichteten Trefferzonen und durch das Ausnehmen bestimmter Körperteile wie Hand und Fuß erschwert werden. Nach drei Doppeltreffern kassieren beide Fechter eine Wertung von 0/7, was sich fatal auf den CUT auswirkt. Der CUT sorgt auch dafür, dass jeder Treffer, den man einsteckt doppelt wiegt. Ein Sieg in diesem System mit vielen kassierten Treffern ist für den CUT kaum etwas wert. Das soll den Eigenschutz forcieren.“, so die Organisatoren von Fior della Spada. Das neue Regelsystem soll künftig auch bei anderen Waffengattungen zum Einsatz kommen dürfen. Die Arbeiten daran und auch an anderen neuen Teilen für das ÖFHF-Regelwerk sind derzeit im Gange.

Die Meisterschaft konnte am Ende des Tages Florian Fortner von Klingenspiel für sich entscheiden. Er schaffte es mit einem CUT von 2,08 – dem höchsten CUT des Turniertages – in die Finalrunden. Auf dem zweiten Platz landete Klaus Brandfellner (UHF St. Pölten), der sich in der Finalrunde gegen den drittplatzierten Gerold Halmetschlager (Fior della Spada) durchsetzte. Der österreichische Meister 2018 – Christian Leeb (Fior della Spada) – verpasste das Stockerl knapp und landete auf dem 4. Platz.

Am Tag der ÖM fand gleichzeitig auch ein Mixed Weapons Turnier mit einem spaßigen Sammelkarten-System statt, durch das die verschiedenen Waffenkombinationen zufällig aufeinander trafen. Nach unzähligen Kämpfen mit zwei Schwertern, Schwert & Mantel, Schwert & Dolch und vielen anderen Kombinationen konnte Florian Meyer (Klingenspiel) das Mixed Turnier für sich entscheiden.

Wird es nächstes Jahr wieder ein Torneo di Bara mit einem ÖFHF-Turnier oder gar wieder mit einer ÖM geben? „Bei dieser ÖM sind wir schon stark an unseren organisatorischen Grenzen entlang geschrammt – auch wenn uns soweit kaum negatives Feedback gegeben wurde, für unser Team war das schon ziemlich stressig.“, antworten die Veranstalter, „Ein Torneo di Bara wird es wahrscheinlich wieder geben, aber wenn, dann etwas informeller. Ein paar von uns möchten vom Helferposten zurück in den Kampfring! 😉 “

Der ÖFHF bedankt sich bei allen, die mitgewirkt haben! Ein besonderes Dankeschön wieder an Stefan Feichtinger (T.HEMA) und an fretless für die Beitragsfotos! Es folgt ein kurzes Interview mit dem Meister 2019: Florian Fortner!

Ergebnisse ÖM 2019 Schwert & Buckler

Österreichischer Meister:

Florian Fortner (Klingenspiel)

Platz 2:

Klaus Brandfellner (UHF St. Pölten)

Platz 3:

Gerold Halmetschlager (Fior della Spada)


Zu den Ergebnissen beider Turniere auf der Veranstaltungsseite.

Fotos: T.HEMA/ Stefan Feichtinger

Fotos von fretless für Fior della Spada

Beim Meister nachgefragt

Florian Fortner

(Klingenspiel)

Wie ging es dir nach dem Turnier am 21. September? War der Muskelkater schlimm?

Das Turnier war aufgrund der langen Pausen und mit nur einer Waffenkombination sehr entspannt. Muskelkater gibts da keinen.

Wie war das Event? Wie war die Stimmung?

Die Stimmung war sehr kollegial und entspannt. Keinerlei „Ich muss unbedingt gewinnen“ Ehrgeiz. Das wurde durch das tolle Regelwerk, vor allem das Fehlen von Zeitdruck, noch verstärkt.

Wie hast du dich auf die ÖM vorbereitet?

Direkt gar nicht, da wir im regelmäßigen Training nur Rapier machen. Die beste Vorbereitung für Turniere sind die Turniere selbst. Und natürlich der ständige Drill der wichtigen Bewegungen.

Bist du nervös vor Turnieren?

In diesem Fall erstaunlicherweise nicht. Sonst eigentlich immer, jedenfalls so lange bis man auf „Betriebstemperatur“ ist. Danach verlasse ich mich so auf die Automatismen, dass ich geistig Ruhe finden kann.

Was machst du so im „echten Leben“?

Beruflich betreibe ich zusammen mit meinem Bruder ein E-Bike Geschäft in Wien, welches zugleich auch unsere „Waffenschmiede“ ist. Bei meinen Hobbys dreht sich alles ums historische Fechten. Ich versuche die gesamte Ausrüstung möglichst originalgetreu selbst zu machen. Das geht von der Kleidung über die Waffen bis hin zur Schutzausrüstung. Einige Zeit nimmt auch die Quellenarbeit in Anspruch, momentan beschäftigen wir uns mit verschiedenen Quellen zum Zweihandschwert.

Wie und wann bist du zum HF gekommen?

Das war 2011, nachdem ich online einen Sportfechtverein gesucht hatte und zufälligerweise die Webseite von Klingenspiel fand. Danach gab es kein zurück mehr!

Danke für deine Zeit!

Fotos: T.HEMA/ Stefan Feichtinger & fretless für Fior della Spada

Artikel: Elisabeth Orion für den ÖFHF, Oktober 2019

Zum Beitrag über die ÖM 2019 – Langes Schwert