Am 19. Mai 2019 fand die österreichische Meisterschaft für Langes Schwert in Bad Vöslau statt. Insgesamt kämpften 26 Teilnehmer in einem offenen Turnier um den Sieg. Die ÖM wurde dieses Jahr in Zusammenarbeit mit dem Verein Historisches Fechten Baden organisiert. Die Turnierleitung übernahm Wolfgang Pretl, Eszter Nemeth kam als Chef-Schiedsrichterin zum Einsatz. Hier die Ergebnisse und Eindrücke, sowie Interviews mit Meisterin und Meister im Langen Schwert.

„Die Stimmung war freundschaftlich und entspannt, die Kämpfer hoch motiviert – aber fair, die Schiedsrichter souverän, der organisierende Verein Historisches Fechten Baden war ein ausgezeichneter Gastgeber“, so ÖFHF-Obmann Andreas Klingelmayer, der vor Ort war. Auch die Teilnehmer zeigen sich zufrieden und berichten von guter Stimmung und freundschaftlichem Umgang miteinander.

Das Finale wurde von Michael Kühnel und Ingulf Popp-Kohlweiss bestritten, Michael Kühnel konnte sich zum dritten Mal in Folge den Titel „Österreichischer Meister im Langen Schwert“ sichern. Österreichische Meisterin ist Susanne Popp-Kohlweiss auf Platz 9. Ingulf Popp-Kohlweiss wurde mit dem Preis „Bester Entwaffner“ ausgezeichnet, nachdem er seinen Gegner im Achtelfinale zweimal um sein Schwert erleichterte. Den „Newcomer des Jahres“ staubte Sascha Wiener von der Langen Schneyd ab.

Im Semifinalkampf kam es zur einzigen Verletzung der Veranstaltung: Robert Santner zog sich im Kampf gegen Simon Rieger eine Platzwunde am Daumen zu, die ambulant behandelt werden musste. Das Gefecht endete daher mit einer formellen Niederlage von Santner und er landete somit auf dem 4. Platz. Sein Fechtpartner Simon Rieger (3. Platz) setzte ein Zeichen der Fairness, indem er auf seinen Finalkampf verzichtete und den Verletzten ins Spital begleitete. „Ich finde, wenn man jemanden krankenhausreif verletzt, sollte man [ins Spital] mitkommen, wenn möglich“, so Simon Rieger und meint weiter mit einem Augenzwinkern: „Das hat natürlich auch etwas mit Schuld zu tun aber vor allem damit, dass man in so einem Gefecht zusammen drinsteckt. Der Krankenhausbesuch ist meist keine Kleinigkeit. Da kann man den dann auch gleich zusammen bestehen.“

Der ÖFHF bedankt sich bei allen, die mitgewirkt haben und eine tolle ÖM 2019 für Langes Schwert möglich machten. Ein besonderes Dankeschön an Stefan Feichtinger (T.HEMA) für die Beitragsfotos! Es folgen Interviews mit dem Meister und der Meisterin im Langen Schwert.

Ergebnisse

Österreichischer Meister:

Michael Kühnel (INDES Salzburg)

Österreichische Meisterin:

Susanne Popp-Kohlweiss (INDES Salzburg)

Turnierergebnisse:

Platz 1:

Michael Kühnel (INDES Salzburg)

Platz 2:

Ingulf Popp-Kohlweiss (INDES Salzburg)

Platz 3:

Simon Rieger (INDES Wien)

Bester Entwaffner:

Ingulf Popp-Kohlweiss (INDES Salzburg)

Newcomer des Jahres:

Sascha Wiener (Die lange Schneyd)

Bei der Meisterin nachgefragt

Susanne Popp-Kohlweiss

(INDES Salzburg)

Wie ging es dir nach der ÖM? War der Muskelkater schlimm?

Muskelkater hatte ich zum Glück nicht, wahrscheinlich habe ich mich nicht genug verausgabt bzw. bin zu früh rausgeflogen. Ich bin seit dem Event ehrlich gesagt total motiviert, noch mehr zu trainieren, weil nicht nur meine Leistung, sondern auch das Glück mir dabei geholfen haben, in den Poolfights viele Punkte zu sammeln. Das hat dann für die Platzierung als beste Dame knapp gereicht. Aber ich mache mir nichts vor, es hätte auch leicht anders ausschauen können, denn Johanna Hopfgartner und Gerhild Grabitzer sind sehr erfahrene und geschickte Fechterinnen. Ich gehe davon aus und hoffe, dass wir Damen es das nächste Mal noch weiter vor in der Gesamtrangliste schaffen. Vielleicht sogar aufs Stockerl. Mal sehen. Ich habe mich natürlich auch sehr gefreut über den Titel, vor allem, weil es mir bis vor ein paar Monaten aufgrund der Geburt meines Sohnes nicht möglich war, intensiv zu trainieren.

Wie war das Event? Wie war die Stimmung?

Für mich hat vor allem das faire und direkt ehrenhafte Verhalten der Fechter und Fechterinnen hervorgestochen. Gegen Ende wurde es sogar richtig feierlich. Dass Simon auf den Finalkampf verzichtet hat, um Robert ins Krankenhaus zu begleiten, hat mich sehr beeindruckt und ich kann mir vorstellen, dass dieses Verhalten unseren Fechterkreis noch zusätzlich positiv beeinflussen wird.

Wie hast du dich auf die ÖM vorbereitet?

Da ich aufgrund unseres kleinen Kindes im Schnitt nur einen Abend pro Woche zum regulären Schwertkampftraining bei uns in Salzburg gehen kann, treffe ich mich regelmäßig mit einem fitten, jungen Fechterfreund im Park, wo wir gemeinsam an unserem Fechtsystem basteln und die Techniken in rasantem Tempo einüben.

Bist du nervös vor Turnieren?

Früher sehr! Vor allem in den Turnieren, wo ich mir Chancen auf einen Sieg ausrechnete. Damit habe ich echt sehr gekämpft und meine Performance hat darunter stark gelitten. Auch jetzt noch kommt die Nervosität hin und wieder hoch. Aber es hilft mir, nicht gewinnen zu wollen und dankbar zu sein für jedes Gefecht, das ich im Bewerb noch fechten darf. Atemübungen helfen mir ebenso, sowie ein guter Song und Blickkontakt mit jemandem, den ich gern habe. Von solchen Leuten gibt es auf den ÖFHF-Turnieren zum Glück reichlich.

Was machst du so im „echten Leben“?

Ich bin momentan noch in Karenz, nehme aber bald meine Arbeit im Naturschutzbereich als Botanikerin wieder auf. Andere Hobbys, die gerade als frische Mama sehr kurz kommen sind Yoga, Langstreckenläufe, Weitwandern und Musizieren. Bis vor kurzem spielte ich auch in einer Frauen-Mittelalterband namens „Weibsvolk“. Die müsst ihr euch bei Gelegenheit ansehen und -hören! Vor allem, weil wir gerade an einer Vertonung einiger Kapitel der Liechtenauer Merkverse arbeiten, aber davon wird die Fechterszene bestimmt in den nächsten Monaten noch Wind bekommen.

Wie und wann bist du zum HF gekommen?

Vor zirka zehn Jahren traf ich bei einer Studentenheimparty in Graz jemanden, der mir von seinem Schwertkampfhobby erzählte. Einen Schaukampfprügel hatte ich da schon und wollte lernen, damit umzugehen. Er hat mich dann mit Martin Sereinig (auch bekannt als „Fridl“) bekannt gemacht, mit dem wir uns dann regelmäßig zum Training im Park trafen und gründeten dann irgendwann INDES Graz. Die Faszination am Schwertkampf war seitdem auch immer wieder mal schwächer, aber durch die starke Verbandelung über Freunde und meinen Ehemann Ingulf Popp-Kohlweiss finde ich immer wieder zurück und werde wahrscheinlich niemals loskommen. Außer ich verliere beide Arme im Kampf gegen einen Berglöwen.

Danke für deine Zeit!

Beim Meister nachgefragt

Michael Kühnel

(INDES Salzburg)

Wie ging es dir nach der ÖM? War der Muskelkater schlimm?

Mir geht´s soweit ganz gut. Montags nach dem Turnier habe ich mir eine kleine Pause gegönnt, aber am Dienstag war ich bei meiner wöchentlichen Bouldereinheit. Da habe ich dann schon gemerkt, dass meine Unterarme gerne einen Tag mehr gehabt hätten.

Wie war das Event? Wie war die Stimmung?

Ich fand das Event super. Die Orga war fit und ich habe, glaube ich, immer die aufmerksamsten Schiedsrichter erwischt. Da war ich ganz glücklich darüber. Ich selber habe gerade privat viel um die Ohren, also habe ich mich was normale Konversation betrifft ein bisschen rausgenommen und mich dafür mehr aufs Fechten konzentriert. Die Stimmung war aber echt gut, soweit ich das beurteilen kann. (Zumindest bis das Ende dann wegen einer Verletzung auf einem anderen Kampfplatz etwas komisch geworden ist). Ich war auch am Vortag leider nicht dabei bei der Fechtschule. Da ist sicher noch ein bisschen mehr Party abgegangen.

Wie hast du dich auf die ÖM vorbereitet?

So richtig Gas gegeben habe ich in den letzten zwei Wochen nach der Fechtschule in Salzburg. In der Regel gehe ich die Woche mindestens einmal in die Boulderhalle (dies hat bei mir im letzten Jahr das Fitnessstudio komplett ersetzt) und derzeit zweimal die Woche zum Fechttraining, das ich teilweise auch selber halte. Ich habe beim Fechttraining ein bisschen meine Beinarbeit mithilfe einer Koordinationsleiter gepusht. Zusätzlich schaffe ich es in der Woche ca. 3 mal meine 5-10km laufen zu gehen. Ich habe dann in den zwei Wochen zwischen Fechtschule und ÖM ca. 3Kilo verloren. Beim Kämpfen habe ich dann gemerkt, dass mich das schon etwas schneller auf den Beinen gemacht hat.
Außerdem habe ich am Vortag noch einiges von meiner Ausrüstung repariert . Handschuhe und Jacke geflickt. Das gehört natürlich auch dazu.
Am Vortag bin ich wirklich früh ins Bett gegangen. Letztes Jahr bei der ÖM hat mich schlechter Schlaf fast das Turnier gekostet.

Bist du nervös vor Turnieren?

Also, wirklich nervös werde ich nicht mehr. Ich mache mir Pläne, welche Techniken ich gegen welchen Gegner machen könnte. Da die Teilnehmerliste online war, habe ich mir hierzu einige Gedanken machen können. Mittlerweile war ich auf so vielen Turnieren, dass mich dieses hier relativ wenig gestresst hat. Ich kann mich in der Regel gut aufs Fechten konzentrieren und bin dann so fokussiert, dass ich eiskalt bei der Sache bin und mit dem Kopf nirgendwo anders.

Was machst du so im „echten Leben“?

Also im richtigen Leben bin ich Psychologe und arbeite in einer Suchtberatungsstelle. Ich mache auch noch eine Ausbildung zum verhaltenstherapeutischen Psychotherapeuten. Also da bin ich derzeit gut eingespannt.
Andere Hobbies…gute Frage… ich bin viel auf Metal-Festivals bzw. Konzerten, mache kreative Sachen, wie Malerei oder Shirtdesigns und spiele gerne Magic (wobei ich für letzteres mittlerweile sehr wenig Zeit finde).

Wie und wann bist du zum HF gekommen?

Angefangen habe ich im Sommer 2012. Mein Freund Basti Girg (der letztes Jahr INDES Regensburg gegründet hat) und ich haben uns bei der Ankunft am neuen Studienort Salzburg ca. ein Jahr lang verschiendene Kampfsportarten angesehen und er hat INDES Salzburg als erster entdeckt und mich angeworben, während ich noch bei Aikido rumgedümpelt bin. Wir hatten beide einen Kampfsport-Hintergrund und wollten uns in Salzburg etwas cooles suchen. Am Anfang war ich sehr skeptisch, weil ich dachte, dass ein Sport mit Bambus und Plastikwaffen mich auf potenzielle Straßenschlägerein weniger gut vorbereiten würde –  aber es hat einfach Spaß gemacht. Und bei den Turnieren konnte ich mich sehr schnell verwirklichen und habe da genug Erfolgserlebnisse gehabt, um dauerhaft bei dem Sport zu bleiben. Das Turnierfechten ist mittlerweile einfach mein Steckenpferd geworden.

Danke für deine Zeit!

von Elisabeth Orion

Zum Beitrag über die ÖM 2019 – Schwert & Buckler

Artikel: Elisabeth Orion für den ÖFHF, Mai 2019